Neu: Mein Ratgeber beim Dudenverlag

So ticken Verlage: Wie Du Dein eigenes Sachbuch veröffentlichst

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Der eigene Name auf dem Cover streichelt das Ego. Klar.

Aber ein Buch bei einem Verlag zu veröffentlichen kann mehr: Es beweist Expertise, beschleunigt die Karriere und legitimiert Preiserhöhungen.

(Fun Fact: Mein Name steht nicht auf dem Cover meines Schreibratgebers Einfach können – GUTE TEXTE, Dudenverlag.)

Wie Du ein Verlagsbuch veröffentlichst?

Verrät uns Sachbuchagentin Heike Wilhelmi der Hamburger medienagentur wilhelmi im Interview.

Was machen Sachbuchagent*innen eigentlich?

Dein Buch beim Verlag veröffentlichen: Literaturagentin Heike Wilhelmi verrät im Interview ihre besten Tipps: Wie Du einen Verlag für Sachbuch, Ratgeber oder Fachbuch findest und was ein gutes Exposé ausmacht. Außerdem erfährst Du, wie Verlage ticken, wie Du eine gute Agentur auf Dich aufmerksam machst und wie Verlage zu bereits veröffentlichten Texten wie Blogartikel oder eBooks stehen. #indeinenworten

Liebe Frau Wilhelmi, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen. Sie arbeiten seit über 25 Jahren als Sachbuchagentin. Wie sieht Ihre Arbeit genau aus und was fasziniert Sie daran?

Meine Arbeit begeistert mich nach wie vor sehr, weil sie so vielfältig ist: Als Sachbuchagentin komme ich mit den unterschiedlichsten Menschen mit ganz verschiedenen Kompetenzen und Hintergründen in Kontakt. Jedes Projekt eröffnet mir neue Welten, zu denen ich sonst keinen Zugang hätte.

Ich helfe dabei, Themen marktgerecht zuzuspitzen und in Form zu bringen, feile mit an Exposé und Probetexten. Ich biete das Material Verlagen an, koordiniere die Angebote, führe die Verhandlungen, sorge für gute Konditionen und bestmögliche Verträge. Zu guter Letzt kümmere ich mich um die Abrechnungen und Zahlungen. Durchgehend ansprechbar bin ich für meine Autor*innen bei allen Fragen, Unsicherheiten und in Konfliktfällen mit dem Verlag.

Als Coach biete ich darüber hinaus Beratung auf Honorarbasis an – für alle die Orientierung im kommerziellen Buchmarkt suchen, das Bücherschreiben professionalisieren und ihr Profil als Autor*in schärfen wollen.


Die Anzahl an unverlangt eingesandten Manuskripten bei kleinen, mittleren und großen Verlagen steigt. Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass immer mehr Menschen ein Buch – oder, konkreter: ein Sachbuch – veröffentlichen wollen?

Ich glaube, in dieser schnelllebigen Zeit sehnen sich die Menschen nach etwas, das bleibt.

Bücher bleiben.

Wie finde ich einen Verlag für mein Sachbuch?

Stellen wir uns vor, Trainerin Marion möchte als Expertin wahrgenommen werden und ein eigenes Sachbuch veröffentlichen. Sie hat sich bereits gegen Self-Publishing entschieden. Welche Kriterien muss sie erfüllen, um bei einem Verlag überhaupt eine Chance zu haben? 

Die Anforderungen von Literaturagenturen sind grundsätzlich nicht anders als die von kommerziellen Publikumsverlagen:

Trainerin Marion sollte nicht nur Fachfrau sein, sondern auch medienpräsent und Multiplikatorin in eigener Sache. In den letzten Jahren ist die Social Media-Reichweite sehr bedeutsam geworden. Ein zündendes Thema, das sich von der Konkurrenz abhebt und Neues bietet, ist wichtig. Und natürlich sollte der Text gut und gerne auch unterhaltsam geschrieben sein.

Das alles muss erkennbar sein, bevor eine Agentur sie unter Vertrag nimmt.

An dieser Stelle eine Anmerkung zum Thema Fachbücher, die sich von populären Sachbüchern und Ratgebern unterscheiden: Wegen der geringen Vorschüsse und kleinen Auflagen sind Agenturen in diesem Feld nicht unterwegs. Hier ist es üblich, dass Autor*innen direkt mit den Fachverlagen in Kontakt treten.


Ist es sinnvoll, dass Marion ihr Exposé an mehrere Agenturen und Verlage gleichzeitig sendet? Sollte sie sich nach einer Absage direkt weitere Agenturen und Verlage kontaktieren?

Auf KEINEN Fall sollte Marion ihr Material an Verlage und Agenturen gleichzeitig schicken. Sie muss sich entschieden:

  • Wenn sie eine Literaturagentur für sich gewinnen möchte, sind Verlage erst mal tabu. Falls keine Agentur „anbeißt“, kann sie später immer noch Verlage direkt kontaktieren.
  • Im umgekehrten Fall – wenn sie also zuerst Verlage kontaktiert, wird sich später keine Agentur mehr engagieren.

Je nachdem für welchen Weg sie sich entscheidet, kann sie mehrere Agenturen – oder mehrere Verlage – gleichzeitig anschreiben.

Sinnvoller ist es, Agenturen – oder Verlage – gezielt anzuschreiben und individuell zu begründen, warum die Agentur – oder der Verlag – zum eigenen Projekt besonders gut passt. Wenn nach vier bis acht Wochen keine Reaktion kommt oder eine Absage, kann sie sich weiter bewerben.

Ganz grundsätzlich empfiehlt es sich, den Weg über eine Literaturagentur zu nehmen. Sie haben für die Verlage eine „Gatekeeper“-Funktion, sortieren vor und garantieren eine professionelle Zusammenarbeit – und schützen vor schwarzen Schafen in der Branche.


Natürlich durfte auch meine Community ihre Fragen einreichen. Zwei davon waren sehr speziell:

Ich habe eine Buchidee, bei der auch Illustrationen wesentliche Rolle spielen. Zu welchem Zeitpunkt sollte ich eine Illustratorin suchen? Oder macht das jemand anderes?

Wenn Illustrationen für Ihre Buchidee wesentlich sind, sollten sie als Teil eines Gesamtkonzepts mit angeboten werden. Suchen Sie so früh wie möglich eine Illustratorin und binden Sie sie in das Projekt ein.

Ich habe einen Wunschverlag und weiß auch schon, in welche Reihe mein Buch perfekt passen würde. Sollte ich meinen Schreibstil daran anpassen?

Wenn Sie den Wunschverlag für Ihr Buch kennen, fragen Sie direkt dort nach, ob Bedarf an Ihrem Thema und an Ihrer Expertise besteht.

Wenn ja, entschieden Sie gemeinsam mit dem Verlag, wie Sie stilistisch vorgehen.

Wie finde ich die passende Agentur für meine Buchidee?

Marion möchte bei einem großen Verlag unterkommen und hat sich deshalb für den Weg über eine Agentur entschieden. Nach welchen Kriterien sollte sie Ausschau halten, um eine passende Agentur zu finden? Woher weiß sie, ob es sich um eine gute Agentur handelt und ob sie ein gutes Angebot erhält?

Mittlerweile haben alle einschlägigen Literaturagenturen Websites, die in der Regel eine gute Orientierung bieten.

Ganz wichtig finde ich, dass Agent*innen Verlage von innen kennen, dort angestellt gearbeitet haben und wissen, wie diese ticken. Dann geht es um Fragen wie:

  • Welche Titel und Autor*innen vertritt die Agentur? Passe ich in dieses Umfeld?
  • Mit welchen Verlagen arbeitet die Agentur zusammen? Sind das Häuser, wo ich gerne publizieren möchte?
  • Ist mir der Web-Auftritt der Agentur sympathisch (Vertrauen spielt für die Zusammenarbeit eine wichtige Rolle)?
  • Auf Empfehlungen zu hören ist natürlich auch eine gute Idee: Kenne ich Menschen in meinem Umfeld, die Bücher geschrieben haben? Welche Erfahrungen haben die mit welchen Agenturen gemacht?

Seriöse Agenturen arbeiten ausschließlich auf der Basis einer Erfolgsprovision – in der Regel 15 Prozent vom Honorar der Autor*in. Das garantiert, dass sie optimale Konditionen bei den Verlagen herausholen. Gleichzeitig verdienen Agent*innen ohne Vertragsabschluss kein Geld. Darum müssen sie sehr wählerisch sein bei der Auswahl von Projekten.
Dein Buch beim Verlag veröffentlichen: Literaturagentin Heike Wilhelmi verrät im Interview ihre besten Tipps: Wie Du einen Verlag für Sachbuch, Ratgeber oder Fachbuch findest und was ein gutes Exposé ausmacht. Außerdem erfährst Du, wie Verlage ticken, wie Du eine gute Agentur auf Dich aufmerksam machst und wie Verlage zu bereits veröffentlichten Texten wie Blogartikel oder eBooks stehen. #indeinenworten

Autor*innen werden in der Regel nicht reich – es sei denn, viele ihre Bücher verkaufen sich. Ab wann spricht man eigentlich von einem „Bestseller“? Haben Sie schon einmal einen vermittelt?

Als Bestseller gilt, wenn ein Buch auf einer der einschlägigen Listen (vor allem der vom SPIEGEL) gelandet ist.

Die konkreten Verkaufszahlen dahinter können extrem unterschiedlich ausfallen – im Sommer sind die Buchverkäufe sehr viel geringer als im Weihnachtsgeschäft, wenn der Buchhandle den Löwenanteil seiner Umsätze macht.

Unter meinen Projekten gab und gibt es immer wieder Bestseller – das muss bei einer erfolgreichen Agentur so sein.

Der erste Schritt zum Manuskript: das Exposé

Was enthält ein Exposé, das Sie interessieren würde? Wie ist es aufgebaut? Gibt es Möglichkeiten, den Status als Expert*in geschickt herauszustellen?

Es gibt einige „Bausteine“, die ein Sachbuch-Exposé unbedingt enthalten sollte:

  • Titel und Untertitel
  • „werblicher“ Anreißertext, der kurz skizziert, worum es geht
  • „technische“ Angaben zu Umfang, Zeitplan und evtl. Ausstattung (Illustrationen, Graphiken, Fotos?)
  • ganz wichtig: eine detaillierte Gliederung, die dem späteren Inhaltsverzeichnis möglichst nahekommt
  • Vita der Autor*in, Kompetenz fürs Thema
  • Marketing: Was kann der/die Autor*in dafür tun? Infos zu medialer Präsenz, ggf. Prominenz, Social Media-Reichweite, sonstige Vermarktungsmöglichkeiten
  • Konkurrenzumfeld: Welche anderen Bücher gibt es zum Thema?

Außerdem: Ein Probekapitel bzw. eine längere zusammenhängende Textprobe von mindestens 20 bis 30 Seiten.


Ein Sachbuch sollte idealerweise erst geschrieben werden, wenn der Buchvertrag unterschrieben ist. Würden Sie Autor*innen trotzdem empfehlen, schonmal mit dem Schreiben anzufangen?

Wenn für die Bewerbung bei Agentur oder Verlag eine Gliederung gut ausgearbeitet und ein komplettes Kapitel geschrieben ist – dann ist schon sehr viel Arbeit getan.

Sofern Sie Zeit im Überfluss und Lust darauf haben, schreiben Sie weiter. Ansonsten warten Sie auf die Reaktionen der Verlage.

Darf mein Manuskript Teile von Blogartikeln und E-Books enthalten?

Angenommen, das Buch oder Teile des Manuskriptes sind bereits erscheinen, beispielsweise als Blogartikel oder E-Book. Sind Verlage trotzdem interessiert? Und darf man weiter andere Texte veröffentlichen, obwohl man bei einem Verlag unter Vertrag steht?

Blogs mit großer Reichweite können für Verlage sehr interessant sein. Es gibt gerade in jüngster Zeit viele erfolgreiche Bücher, die aus Blogs entstanden sind.

Bereits veröffentlichte E-Books hingegen sind für eine zusätzliche Printverwertung für Verlage selten interessant.

Was andere Texte angeht: Sie bleiben immer Urheber*in aller Ihrer Texte. Ein Verlag kauft nur die Nutzungsrechte an dem von Ihnen publizierten Werk. Alles andere aus Ihrer Feder dürfen Sie veröffentlichen, wo und wie Sie wollen.


Sobald Sie das ein Exposé angenommen haben, heißt es noch fester Daumen drücken. Wie lange wird es im Schnitt dauern, bis Sie jemanden an einen Verlag vermittelt haben?

Wenn Verlage an einem neuen Projekt interessiert sind, klappt die Vermittlung meist innerhalb eines halben Jahres, maximal. Je länger es dauert, desto geringer sind die Chancen auf Erfolg.

FAQ: Die häufigsten Fragen im Schnelldurchlauf

Wie finde ich einen Verlag für mein Sachbuch?

  1. Ein professionelles Exposé mit Probetext erstellen.
  2. Verlage (inkl. Ansprechpartner in Lektoraten) recherchieren, in deren Programmumfeld mein Projekt passt.
  3. Individuelle (!) Anschreiben formulieren.
  4. Den Versandweg für das Material wählen, der gewünscht ist (Briefpost, E-Mail) – und ab damit.
  5. Warten.
  6. Nach 6 bis 8 Wochen ohne Antwort: Strategie überdenken und den Kreis der kontaktierten Verlage erweitern. (Literaturagenturen engagieren sich an diesem Punkt nicht mehr). Keine Antwort heißt in den meisten Fällen: kein Interesse.

Brauche ich eine Literaturagentur für mein Sachbuch?

Es empfiehlt sich sehr, eine Literaturagentur für ein Buchprojekt zu gewinnen – das garantiert Professionalität, die richtigen Kontakte und viel Erfahrung beim Verhandeln.

Muss ich das ganze Buch fertig haben oder reicht das Exposé?

Bei Sachbüchern reichen das Exposé zusammen mit einem Probetext bzw. einem Probekapitel von mindestens 20 bis 30 Seiten.

Was muss alles in mein Exposé rein?

Ein professionelles Exposé enthält:

  1. Titel und Untertitel
  2. „Werblicher“ Anreißertext, der auf 1/2 bis 1 Seite die Essenz der Buchidee skizziert.
  3. „Technische“ Angaben zu Umfang, Zeitplan und ggf. Ausstattung (Illustrationen, Grafiken, Fotos)
  4. Detaillierte Gliederung / Inhaltsverzeichnis
  5. Vita des Autors / der Autorin und seine / ihre Kompetenz fürs Thema
  6. Vermarktungsmöglichkeiten des Autors / der Autorin (Prominenz, mediale Präsenz, Social Media-Reichweite)
  7. Konkurrenzanalyse / Marktumfeld

Kann ich mein Exposé gleichzeitig an mehrere Verlage schicken?

Ja, Sie können ein Exposé an mehrere Verlage gleichzeitig schicken.

Achtung: Vorher entscheiden, ob Sie mit Literaturagenturen arbeiten möchten (die engagieren sich nur für Projekte, die noch kein Verlag gesehen hat); Verlage sind dann erstmal tabu.

Auch Agenturen können Sie gleichzeitig Material schicken. Wenn keine Agentur anbeißt, können Sie immer noch Verlage direkt beschicken.

Was kostet es, ein Buch mit Verlag zu veröffentlichen?

Bei seriösen Publikumsverlagen kostet es nichts, ein Buch zu veröffentlichen. Im Gegenteil: Diese Verlage zahlen Autor*innen ein Honorar.

Was zahlt ein Verlag für ein Buch?

Ein Verlag zahlt meist einen Vorschuss auf die zu erwartenden Absatzhonorare. Dieser Vorschuss ist ein garantiertes Honorar.

Die Höhe eines solchen Garantiehonorars hängt stark von den Erwartungen des Verlages an die Verkäuflichkeit eines Buches ab. Der Vorschuss liegt in einer Spanne von wenigen Tausend Euro bis zu vierstelligen Summen. In seltenen Fällen kann er auch sechsstellig sein.

Wie lange dauert es, bis mein Buch beim Verlag erscheint?

Ab Manuskriptabgabe dauert es rund sechs Monate, bis ein Buch lieferbar ist.

Bei Verlag veröffentlichen: Die 3 wichtigsten Tipps

Zum Abschluss: Haben Sie zwei, drei Tipps speziell für Soloselbständige, die ihr Buch bei einem Verlag veröffentlichen möchten?

Stellen Sie sich selbstkritisch folgende Fragen:

  1. Wofür stehe ich – als Person und als Expert*in?
  2. Wie unterscheidet sich mein Projekt von vergleichbaren Büchern? Was ist neu, anders, besonders?
  3. Was kann ich für die Vermarktung tun? Wo und wie bin ich medial und öffentlich präsent? Wie sieht es aus mit meiner Social Media-Reichweite?

Vielen Dank für das Interview, liebe Frau Wilhelmi.

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Hast Du schon darüber nachgedacht, ein Sachbuch bei einem Verlag zu veröffentlichen? Verrate es uns in den Kommentaren!

Über die Agentin

Heike Wilhelmi ist seit 1999 Literaturagentin mit dem Schwerpunkt Sachbuch. Außerdem arbeitet sie als Beraterin und Business Coach. Nach Verlagslehre und Studium war sie zwölf Jahre als Lektorin und Programmleiterin in Publikumsverlagen angestellt, davon zehn Jahre bei Rowohlt. Seit 30 Jahren engagiert sie sich bei den BücherFrauen e.V.

Kontakt:
medienagentur wilhelmi
Grindelallee 43
20146 Hamburg
Fon: 040. 410 25 60; Mobil 0179. 39 29 920
mail@agenturwilhelmi.de

Foto: © Dorit Hülse

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Kommentare

2 Kommentare

  1. Liebe Anke, das war sehr aufschlussreich. Danke für den Tipp. Gruß Astrid

    Antworten
    • Das freut mich, liebe Astrid. Viel Erfolg mit Deinem Buch!
      Liebe Grüße
      Anke

      Antworten

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