Wie privat darf Dein Business-Blog sein? Meine persönliche Antwort

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Ich breche zwei Herzen: das meiner Leserin (oder meines Lesers) und mein eigenes. Und schon länger frage ich mich, ob das notwendig ist. Dieser Blogartikel ist eine Einladung zur Diskussion:

Wie viel Privatleben verträgt ein Business-Blog?

Warum ich Blogartikel von Posts sozialer Netzwerke unterscheide

Dein Business-Blog lebt von Deiner Persönlichkeit. Aber wie privat darfst Du schreiben? Diskutier mit! #indeinenworten

Ab und zu erreichen mich E-Mails von Leser*innen, die sinngemäß schreiben:

Ich möchte für mein Business bloggen. Ich möchte andere an meinem Leben teilhaben lassen. Ich möchte über alles schreiben, was mich bewegt. Ich möchte Erkenntnisse und Anekdoten aus meinem Alltag teilen. Aber ich habe noch nicht angefangen. Hast Du einen Tipp, wie ich ins Schreiben komme?

Bevor ich darauf eingehe, was ich in der Regel antworte, zwei Eckpunkte:

1) Ich unterscheide zwischen einem Blogartikel fürs Business und einem Post in sozialen Netzwerken.

Bei Letzterem scheinen sich die Menschen sehr wohl dafür zu interessieren, ob Romy S. heute Morgen ihren Kaffee verschüttet hat und gestresst auf der Arbeit ankam, dann aber dank des Lächelns einer Kollegin wieder gut drauf war.

Diese Information hat gegenüber einem Blogartikel jedoch einen entscheidenden Vorteil: Die Leute sind schon auf der Plattform. Diese und andere Geschichten werden im Feed ausgespielt. Die Lesenden müssen nichts weiter tun, als sich berieseln zu lassen.

Einen Blogartikel suchen wir in der Regel aktiv. Falls nicht, klicken wir zumindest aktiv auf einen Link. Diese Hürde ist höher, als der kurze Klick vermuten lässt. Wir müssen den Menschen einen Grund geben, unseren Blogartikel aufzurufen. Denn er rollt nicht per se vor ihre Augen.

2) Ich tu mich schwer mit sozialen Netzwerken.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich jemand dafür interessiert, was ich gegessen, wie ich geschlafen, welche Erkenntnis über mein Privatleben ich aus dem Traum der letzten Nacht gezogen habe.

Mir fehlt die Motivation, ohne Brücke zu meiner Arbeit über mein Leben zu schreiben. Deshalb bin ich auf Pinterest und LinkedIn, nicht aber auf Instagram.

OK, zurück zur Frage meiner Leser*innen.

So bloggst Du fürs Business (dachte ich)

Bis jetzt antwortete ich sinngemäß:

Wenn wir nicht Kim Kardashian (oder eine andere berühmte Person) sind, interessiert sich niemand für unsere Alltagserlebnisse. Aber das macht nichts. Du kannst trotzdem über Dich schreiben. Du solltest das sogar unbedingt tun! Aber in Kombination mit Deinem Business-Thema. Du kannst so gut wie jede Geschichte aus Deinem Alltag mit Deinem Thema verknüpfen. Mit ein bisschen Übung entdeckst Du Metaphern, die sich auf Deine Expertise übertragen lassen. Das ist der ideale Weg zu Texten mit Persönlichkeit.

Aber diese Antwort nagt an mir. Ich weiß, dass es vielen in meiner Community schwerfällt, auf das innere Drängen zu hören. Und dann auch noch jemand anderem zu sagen:

Ja, ich möchte schreiben.

In unserer Gesellschaft werden Menschen (vor allem Frauen), die etwas erschaffen wollen, selten mit offenen Armen und Herzen empfangen.

Deshalb frage ich mich immer öfter, ob ich fair handle. Diesen Menschen, die sich mir vertrauensvoll öffnen:

Breche ich ihnen unnötig das Herz? Sollte ich als Schreibmentorin nicht immer zum Schreiben ermutigen?

Oder ist es meine Pflicht, ehrlich zu sein?

Wie ich fürs Business blogge – eine persönlichere Antwort

Wenn wir in eigenen Worten schreiben, mit einer eigenen Haltung, können wir logischerweise nicht aus unserer Haut. Ich ebenso wenig wie Du.

Aus zwei Gründen will ich Privates nur im Zusammenhang mit meiner Expertise teilen:

1) Ich weiß, wie es ist, wenn ich über „alles“ bloggen will. Am Anfang meiner Selbständigkeit als Autorin wollte ich, neben den Auftragsarbeiten, sehr viel schreiben und veröffentlichen. Egal worüber und was. Das Ergebnis war, dass ich jahrelang träumte, aber nicht bloggte. Und als ich endlich anfing, hatte ich nach wenigen Texten keine Lust mehr.

2) Meine Leser*innen haben es sich gewünscht. Vor einigen Wochen wollte ich von den Abonnent*innen meines wöchentlichen Newsletters wissen, welche Themen sie interessieren. Sie durften so viele Themen ankreuzen, wie sie wollten. In die Top-3 schafften es:

„Erfahrungen aus meinem Autorinnen-Alltag“ schaffte es auf Platz 6 von 8. Und das, obwohl ich bis dahin hauptsächlich Letzteres teilte und meine Leser*innen auf diesen Aspekt „trainiert“ hatte. (Interessante Erkenntnis.)

Wann Dich Privates blockiert

Lesende sind nicht altruistisch. Niemand liest einen uninteressanten Text zu Ende, weil sich die Autorin „so viel Mühe“ gegeben hat. Wir scrollen weiter, legen das Buch zur Seite, schließen den Browser.

Über Dich selbst zu schreiben ist das Schwerste, was Du tun kannst. Überleg mal, aus Deiner Perspektive:

  1. Wann liest Du von anderen Menschen? Richtig: wenn sie Großartiges geleistet oder eine besondere Geschichte zu erzählen haben. Was für ein Anspruch!
  2. Wie locker-flockig hast Du Deine Über-mich-Seite runtergeschrieben? Eben.

Über uns selbst zu schreiben ist unvergleichlich schwerer, als über ein „externes“ Subjekt zu schreiben.

Oft erlebe ich, dass meine Kund*innen blockiert sind, weil ihnen das Thema ihres Textes zu intim ist. Allerdings nehmen sie das erst im Gespräch mit mir wahr. Vorher führten sie das auf mangelndes Schreibtalent zurück. Wie schade.

Kurz: Indem wir über uns selbst bloggen, könnten wir die Latte nicht höher legen.

Daran solltest Du Deinen Business-Text messen

Lesende fragen sich immer, bewusst oder unbewusst:

Warum sollte ich Zeit und Energie für diesen Text investieren? Was ist drin für mich?

Dieses „Was“ kann sein:

  • Ich lerne etwas Neues, bestenfalls anhand einer interessanten Geschichte.
  • Ich genieße den außergewöhnlich guten Schreibstil.
  • Ich erfahre etwas aus dem Leben eines Promis, dem ich folge.

Punkt drei trifft auf mich nicht zu, daher feile ich stets an Punkten eins und zwei.

Unter dieser Prämisse schreibe ich. Und diese Prämisse vermittle ich meinen Leser*innen und Kund*innen.

Bevor ich diesen Blogartikel veröffentliche, überlege ich mir ganz genau, welchen Schwerpunkt ich setze. Wie ich ihn so schreibe, dass er für Dich interessant ist. Welche Überschrift ich texte, damit Du neugierig wirst.

Und jetzt, Hand aufs Herz: Warum liest Du bis hierhin?

Meine These: Du wärst schon längst weg, wenn ich über „Endlich habe ich am Samstag meine Kaffeemühle repariert“ gebloggt hätte 🙂

Die perfekte Dosis Privat für Dein Business-Blog

Bloggen hilft uns, uns auszuprobieren. Herauszufinden, was wir sagen wollen. Aber es hat einen Rahmen, und es hat ein Ziel.

Mein Rahmen ist das Thema Schreiben, dieser Blog, mein wöchentlicher Newsletter. Mein Ziel, anderen das Handwerk des Schreibens beizubringen.

Wenn ich meinen Leser*innen dazu rate, die eigenen Erlebnisse der Expertise unterzuordnen, will ich drei Dinge erreichen:

  1. dass sie schreiben,
  2. dass sie es regelmäßig und mit Freude tun,
  3. dass sie langfristig gelesen werden.

Ich bin mir (ziemlich) sicher:

Die Menschen kommen wegen Deiner Inhalte. Und sie bleiben wegen Deiner Persönlichkeit.

Sehe ich das zu eng? Ersticke ich die Schreib-Lust im Keim? Deine Meinung interessiert mich sehr! Schreib sie in die Kommentare.

 

*Dieser Text enthält werbende Inhalte zu meiner Dienstleistung und/oder zu Dienstleistungen/Produkten, von denen ich überzeugt bin. Die mit Sternchen (*) gekennzeichneten Verweise sind Werbe-Links. Ich erhalte eine Provision, wenn du darauf klickst und darüber einkaufst. Für dich verändert sich der Preis nicht. Mehr erfährst Du in meiner Datenschutzerklärung.

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Kommentare

4 Kommentare

  1. Liebe Anke,

    es ist spannend, was du schreibst und bis vor kurzem haben mich genau diese Punkte eher blockiert und ich sage dir warum:

    Ich dachte immer, ich muss Mehrwert bieten, Lösungen parat haben, Antworten geben, …

    Doch mein Thema sind Menschen und ihre Gedanken. Es gibt keine Musterlösung, keinen direkten Weg. Es gibt Impulse und Inspirationen und die gebe ich.

    Was den Menschen aber ebenso wichtig ist, ist das Wissen, nicht alleine zu sein. Sie sind froh, nicht alleine zu sein mit ihren Themen und Herausforderungen. Und was ich bislang selbst viel zu sehr vernachlässigt habe ist die Macht der Geschichten. Ich schrieb über Erkenntnisse, die ich hatte. Ja, persönliche Themen. Es kamen Rückmeldungen, weil die Geschichten und Erkenntnisse berührten.

    Danke für die Anregung noch einmal darüber nachzudenken.

    Liebe Grüße und bis bald,
    Carina

    Antworten
    • Liebe Carina,
      wow, das ist wiederum für mich interessant – dass es Dich blockiert, wenn Du über Lösungen schreiben „sollst“. Bei mir ist es genau anders herum: Wenn ich was Konkretes hab, fallen mir automatisch Geschichten dazu ein. Ist vielleicht Typsache?
      Vielen Dank für Deinen wertvollen Beitrag (und Gedankenanstoß für mich) – da werden sich sicher viele Leser*innen wiederfinden.
      Liebe Grüße
      Anke

      Antworten
  2. Hey Anke,
    ich sehe das ähnlich. Ich persönlich bin nicht am Leben anderer interessiert, es sei denn Stephen King bringt eine Biografie heraus . Und auch da interessiert mich eher der „fachliche“ Teil.

    Wenn man etwas Persönliches schreiben will, dann im Zusammenhang mit dem Business. Das finde ich interessant und es kann berührend sein, wenn man merkt, dass der Schreibende weiß, wovon er redet. Wenn man greifen kann, warum er sein Business ausübt. Aber das Essen oder die Erlebnisse auf Rügen – gähn!

    Sei ruhig weiterhin ehrlich zu deinen Mitmenschen. Wie heißt es noch? Lieber ehrlich und verhasst, als verlogen und angepasst.

    Liebe Grüße
    Dana

    Antworten
    • Hallo liebe Dana,
      vielen Dank für Deine Einschätzung! Ich musste echt lachen bei den „Erlebnissen auf Rügen“ 😀
      Liebe Grüße
      Anke

      Antworten

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