Schreib Deinen Blogartikel – in 6 Schritten (leicht wie ein Städtetrip!)
Den Tag blocken, um den perfekten Blogartikel zu schreiben? Das ist, als würdest Du Paris an einem Tag abklappern.
Dabei kannst Du die Aufgabe „Blogartikel schreiben“ in sechs machbare Schritte aufteilen. Die kannst Du gut planen – und in absehbarer Zeit umsetzen.
Los geht’s!
1. Recherchieren: Löse Klischees auf
Klischees vernebeln unseren Blick auf die Realität. Sie sind der Monsieur mit der Baskenmütze, eine Baguette im Arm, Käse und Wein im Korb seines Vélos.
Im Idealfall sorgen Klischees für harmlose Lacher. Im schlimmsten Fall tragen sie dazu bei, Menschen zu diskriminieren. Wir machen unsere Gesellschaft also menschlicher, wenn wir Klischees hinterfragen.
Als Autor*innen tragen wir eine besondere Verantwortung: nämlich die, keine Klischees zu verbreiten. Wir dürfen genauer hinschauen und darüber schreiben, was wir sehen – in eigenen Worten.
Um einen Blogartikel mit Substanz zu schreiben, lautet der erste Schritt:
Überleg Dir eine Frage, die Deine Zielperson an Dich stellen würde. Formuliere so spezifisch wie möglich, idealerweise einen konkreten Teilaspekt eines größeren Themas.
Das ist der Arbeitstitel Deines Blogartikels (die richtige Überschrift finden wir in Schritt 4). Diese Frage darfst Du konkret und differenziert beantworten.
Pssst! Du willst einen SEO-Blogartikel schreiben? Eine Anleitung findest Du auf meinem Gastbeitrag für TextHacks (ein bisschen runterscrollen bis 3 x 3 Hacks für SEO-Blogartikel).
Nun schreibst Du in Stichpunkten auf, was Du aufgrund Deines Fachwissens bereits weißt. Überleg Dir auch gerne, welche Meinung Du zum Thema hast.
Auf dieser Grundlage kannst Du gezielt recherchieren. Wie lange?
Nun ja. Auf einen Wochenendtrip nach Paris würdest Du keinen fetten Reiseführer mitnehmen. Umgekehrt reicht es nicht, vier Blogartikel zu lesen, um eine Frankreichrundreise zu planen.
Mit Deinem Arbeitstitel im Kopf überleg Dir, wie lang Dein Blogartikel ungefähr werden soll. So vermeidest Du, dass die Recherche ausartet, und kannst Nebenaspekte vorab ausschließen.
2. Rohtext: Schreib. Los. (Welcher Schreibtyp bist Du?)
Das leere Textdokument kann genauso überwältigen wie Paris – nur in umgekehrt. Statt des weißen Blattes überfluten Dich die Eindrücke: die fremde Sprache (Huch, die sprechen ja viel schneller als im Französischkurs!), die unzähligen Museen und, ach ja, die Jahrhunderte alte Kultur.
In beiden Fällen ist das einzig Sinnvolle → losgehen. Die Frage ist nur: Welcher Schreibtyp bist Du?
- Die intuitive Flaneurin: Du schreibst drauflos und strukturierst den Text hinterher.
- Die strukturierte Entdeckerin: Du erstellst eine Gliederung und schreibst die einzelnen Abschnitte nacheinander runter.
Beide Schreibtypen kommen entspannt zum selben Ziel – zu einem wertvollen Rohtext. Gleich zeige ich Dir, wie’s geht. Aber vorher will ich das Fragezeichen über Deinem Kopf auflösen:
Was ist ein Rohtext?
Der Rohtext ist die nullte – die intimste – Version Deines Textes. Hier darf alles sein: Unzusammenhängendes, Peinliches, Rechtschreibfehler. Du schreibst ihn in dem Wissen, dass ihn niemand lesen wird. (Du würdest ja auch nicht nackt auf die Straße gehen.)
Einen Rohtext tippst Du schnell. Wenn Du etwas nicht weißt, markierst Du die Stelle so, dass Du sie mit der Suchfunktion wiederfindest, und schreibst weiter.
Tipp: Schalte Deinen Laptop auf Flugmodus.
Rechtschreibung, Grammatik und Logik ignorierst Du. Du überdenkst weder Deinen Schreibstil noch einzelne Formulierungen. Die Meinung anderer – ja, erst recht die Deiner inneren Kritikerin! – sind unwichtig. Es gibt nur Dich und Deine Worte, die über Deine Finger durch die Tastatur auf den Bildschirm fließen.
Klingt herausfordernd? Ist es auch. Zumindest am Anfang.
Aber überleg mal: Du kannst eine Stadt nur kennenlernen, wenn Du hinfährst. Genauso kannst Du nur einen Text veröffentlichen, den Du geschrieben hast. Deshalb brauchst Du einen Rohtext.
Und ich verspreche Dir: Wenn Du mutig durch freakigen Wortmist watest, wirst Du Deine persönliche Goldgrube an eigenen Ideen und Worten finden.
Nun aber zu den beiden Schreibtypen. Welcher bist Du?
Dein Rohtext zuerst: Du bist Schreibtyp „Intuitive Flaneurin“
Du spazierst einfach los, angelockt vom Pariser Flair. Weil Dir danach ist, biegst Du in ein verträumtes Gässchen ab und stolperst über den Eingang des Jardin du Luxembourg. Ein herrlicher Ort für eine Pause!
In der Schreibpraxis sieht das so aus:
Der Arbeitstitel Deines Blogartikels leitet Dich. Intuitiv schreibst Du über den Aspekt, der Dich am meisten fasziniert. Bis Du einen weiteren entdeckst und diesem folgst. Du flanierst so lange, wie sich Ideen zeigen, oder bis Du eine Pause brauchst.
Deine Gliederung zuerst: Du bist Schreibtyp „Strukturierte Entdeckerin“
Du hast Dir für Deinen Paris-Besuch einen festen Plan gemacht. Du verfolgst ihn konsequent, schließlich willst Du alles mitnehmen: den Eiffelturm und den Louvre und die Schifffahrt auf der Seine.
In der Schreibpraxis sieht das so aus:
Du zeichnest eine Mind-Map. In der Mitte steht Dein Arbeitstitel, die „Ärmchen“, die von ihm ausgehen, untermauern ihn. Du schreibst den Rohtext, indem Du einen Aspekt nach dem anderen in Deine Worte fasst.
Tipp: Du willst leichter schreiben und öfter gelesen werden? In meinem Schreibkurs zeige ich Dir den Weg dorthin. Schritt für Schritt.
3. Roter Faden: Bring ihn zum Leuchten
Ob flanierend oder mit Plan – Du hast Dich auf Montmartre durch die Touristenströme gequetscht und vorm Eiffelturm gepost. Du hast gelernt, dass es „une baguette“ und nicht „un baguette“ heißt – das Du stolz auf Französisch bestellst. Den Triumphbogen hättest Du Dir sparen können, das Völkerkundemuseum musée du quai branly hingegen hat Dich überrascht.
Dein Text hat jetzt einen roten Faden. Aber er schimmert nur matt. Indem Du Deinen Text überarbeitest, bringst Du ihn zum Leuchten.
So geht’s: Du verstärkst, was den roten Faden ausmacht, und löschst, was nicht dazu gehört. Dein Arbeitstitel unterstützt Dich dabei.
- Such nach den markierten Stellen und ergänze die Informationen, die Dir beim Rohtexten gefehlt haben. Falls nötig, füge weitere Aspekte hinzu.
- Bau einzigartige Gedanken und Metaphern aus.
- Schreib Übergänge.
- Kill your darlings. Lösche die Abschnitte und Formulierungen, die nicht passen, auch wenn du an ihnen hängst. Deine Leser*innen werden es Dir danken. (Ich habe für längere Textprojekte eine Datei, die ich „Texte, die die Welt nicht braucht“ nenne. Hier kopiere ich meine Darlings rein, um sie jederzeit wiederbeleben zu können. Ganz ehrlich: Ich habe noch nie in eine dieser Dateien reingeschaut.)
Dieser Schritt ist Fleißarbeit. Auch, wenn es zäh ist: Bleib dran! Und sei unbedingt mutig, besonders beim Löschen.
4. Überschrift: Texte für Deine Zielperson
Hast Du‘s gemerkt? Monsieur Cliché mit der Baskenmütze ist auf seinem Vélo verschwunden. An seine Stelle sind echte Menschen getreten. Zum Beispiel der Kellner, der Dir erzählt hat, dass ihn seine Mutter nicht besuchen kann – weil er im siebten Stock ohne Aufzug wohnt. Oder die Kunststudentin, die im Jardin du Luxembourg Skulpturen abzeichnet.
Genauso hast Du Dein Thema durchdrungen. Du kannst eine durchdachte Antwort auf die Frage Deiner Zielperson liefern.
Jetzt darf Dein Arbeitstitel in den Hintergrund treten. In den Vordergrund tritt, was Deine Zielperson motiviert, Deinen Blogartikel zu lesen. Denn: Was Du vermitteln willst, ist selten das, was Deine Zielperson sucht.
Versetze Dich deshalb in ihre Lage. Diese Sätze helfen Dir dabei:
- Meine Zielperson soll [Thema Deines Blogartikels] wissen, weil …
- Meine Zielperson soll [Thema Deines Blogartikels] wissen, damit …
Hier ein paar Beispiele:
- Meine Zielperson soll wissen, wie man Substrat mischt, weil sie sich einen blühenden Balkon wünscht.
- Meine Zielperson soll wissen, wie man die passende Reiseversicherung findet, weil sie im Urlaub entspannen möchte.
- Meine Zielperson soll wissen, wie man gesunde Mahlzeiten vorbereitet, damit sie sich im Alltag fitter fühlt.
- Meine Zielperson soll wissen, wie man Reden hält, damit sie ihre Ideen im Unternehmen umsetzen kann.
Blühender Balkon, entspannter Urlaub, sich im Alltag fitter fühlen, Ideen umsetzen: Der zweite Teil des Satzes ist die beste Grundlage für eine verlockende Überschrift.
Ich bin neugierig: Hilft Dir diese Übung? Schreib gern in die Kommentare: Wie war Dein Arbeitstitel formuliert, welche Überschrift hast du getextet?
5. Feinschliff: Veredle Deinen Blogartikel
Letzter Tag Paris. Du könntest noch viel entdecken, aber das hebst Du Dir für ein andermal auf. Lieber verabschiedest Du Dich mit Muße von lieb gewordenen Orten.
Ebenso achtsam und detailverliebt liest Du Deinen Text:
- Du checkst, ob die fünf Kriterien für einen guten Text erfüllt sind.
- Du tauschst hier ein Wort aus, stellst da eine Formulierung um.
- Du überprüfst, ob die Kommata sitzen.
Wichtig: Der Feinschliff ist erst jetzt dran. Beginnst Du früher damit, verlierst Du Dich leicht in Perfektionismus.
6. Lektorat: Bitte um Feedback
Zu Hause erzählst Du einer Freundin von Deiner Reise. Natürlich zitterst Du ein bisschen, schließlich schenkst Du ihr gerade Einblick in „Dein“ Paris. Aber sie freut sich über Dein Vertrauen und stellt interessiert Fragen. Schließlich reist sie selbst gern.
Nicht jede*r kann lektorieren. Denn es reicht nicht, Grammatikregeln zu beherrschen. Wer sich nicht von eigenen Erwartungen distanzieren kann, zerstört leicht das Selbstvertrauen anderer. (Fällt Dir grade Dein Deutschlehrer ein?)
Wenn Du also jemandem Deinen Blogartikel zeigst, wähle eine Person, die es gut mit Dir meint. Sie sollte liebevoll auf Deinen Text schauen. Idealerweise schreibt sie selbst und weiß, wie viel Mut es manchmal dafür braucht.
Apropos Mut: Betrachte die Anmerkungen des Lektorats als Vorschläge. Wenn Du sie nicht sinnvoll findest, bleib bei Deinen Worten. Es ist Dein Blogartikel, den Du unter Deinem Namen veröffentlichst.
Auch Deine Leser*innen werden Dir bald Feedback geben. Denn Bloggen ist eine Unterhaltung. Durch den Austausch mit unserer Zielgruppe lernen wir sie besser kennen, wodurch wir interessanter für sie schreiben. Unsere Blogartikel verbessern sich dadurch automatisch.
Blogartikel schreiben: 6 Schritte im Überblick
Warum hab ich Dir das Blogartikel-Schreiben in Schritte aufgeteilt?
Überleg mal, was Dich eher motiviert:
- Ich schreibe einen Blogartikel.
- Heute Nachmittag recherchiere ich die wichtigsten Aspekte zu meinem Thema.
Ich schätze, die zweite Aussage spornt Dich eher an. Denn sie ist konkret und in überschaubarer Zeit machbar.
Gerne liste ich Dir die Schritte nochmal auf:
- Recherche: Löse Klischees auf.
- Rohtext: Schreib. Los.
- Roter Faden: Bring ihn zum Leuchten.
- Überschrift: Texte für Deine Zielperson.
- Feinschliff: Veredle Deinen Blogartikel.
- Lektorat: Bitte um Feedback.
Wenn Du weißt, was Du wann tun willst, handelst Du. Nur dann veröffentlichst Du Deine Blogartikel. Einen nach dem anderen.
Bevor Du jetzt Paris eroberst (oder Sevilla, oder Bottrop), verrate mir doch in den Kommentaren:
Welcher Schritt fällt Dir leicht, für welchen brauchst Du besonders viel Motivation?
Hallo Anke,
sehr interessanter Text und sehr schön in einer Infografik verpackt. Sehr hilfreich.
Meine „Problem“-Schritte sind auf alle Fälle die Recherche, die Strukturierung und das kürzen.
Bei der Recherche muss ich mich regelmäßig dazu zwingen weiterzumachen. Denn ich möchte ja, dass Beste für meine Leser herausholen.
Auch meine Meinung zu dem Thema zu bilden und diese auch kundzutun ist noch etwas schwierig. Aber daran wird schon gearbeitet.
Den Tipp mit einer konkreten Frage zu stellen, finde ich gut. Den werde ich beim nächsten Artikel gleich ausprobieren.
Sonst weiter so.
Viele Grüße
Björn
Vielen Dank für Deine Rückmeldung, lieber Björn. Freue mich sehr, dass Dir der Artikel geholfen hat.
Dass Du Dich zum Weiterlesen zwingen musst, spricht ja nicht gerade für die anderen Texte. Wenn Du es besser machst, hast Du also direkt die Nase vorn!
Und alles andere lernst Du am Besten durchs Tun. Also: Immer weiterschreiben 🙂
Liebe Grüße
Anke
Hi Anke,
sehr gerne.
Stimmt einige Texte sind schlecht geschrieben, aber es liegt nicht nur daran. Ich habe irgendwie eine Abneigung mir die gleiche Information wieder und wieder durchzulesen.
Bestes Beispiel sind Bücher. Egal wie gut sie geschrieben sind, ich muss sie meistens ein halbes bis ein Jahr liegen lassen. Sonst kann ich es nicht nochmal lesen, ohne abzuschweifen oder zu denken, das weiß ich doch noch.
Aber hier kann auch ein Vorteil liegen, so kann ich auch neue Impulse setzen. Da sieht man wieder, wenn man schreibt, kommen ein manchmal richtig gute Ideen. 🙂
Wird gemacht. Vielen Dank.
Viele Grüße
Björn
Sehr gute Einstellung 😀 Du setzt dann Deine eigenen Akzente und gewichtest die Themen auf Deine Weise!