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Wie strukturiere ich mein Sachbuch? Nutze die 4-Ebenen-Methode – vor dem Schreiben

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Du brennst für ein Sachthema und möchtest gerne darüber schreiben, zum Beispiel in einem Buch oder einer Blogserie.

Aber was? Und wie?

Das Thema ist umfangreich. Und immer, wenn Du anfängst, Ideen zu notieren und zu strukturieren, bleibst Du stecken.

In diesem Gastbeitrag zeigt Dir Autorin und Trainerin Carola Kleinschmidt ihre 4-Ebenen-Methode, um Fokus und den roten Faden zu finden. Und das schon vor dem Schreiben.

Zuerst Chaos: Wo die stimmige Buchstruktur wirklich beginnt

Unsicherheiten im Schreibprozess kennt eigentlich jede und jeder, die oder der sich mit dem Schreiben beschäftigt. Ich selbst bin seit vielen Jahren als Autorin tätig, habe schon so viele Artikel für Magazine und Sachbücher geschrieben.

Und dennoch:

Jedes Mal wieder sitze ich vor dem weißen Blatt und denke:

  • Wie kriege ich diese große Idee, die da in meinem Kopf ist, nun häppchenweise aufs Papier?
  • Wie schaffe ich es, den Fokus zu finden, mit dem ich über dieses Thema erzählen möchte?
  • Wie sorge ich dafür, dass alles drinsteht, was mir wichtig ist und für die Leser:in relevant – aber es auch nicht langweilig wird?
  • Wie schaffe ich es überhaupt, die Unterthemen der Absätze (in einem Artikel) oder der Kapitel (in einem Buch) klar zu trennen?
  • Wie gelingt mir eine geschickte Reihenfolge meiner Themen?
  • Wird mein Schreibstil die Leser:innen überhaupt abholen?

Einfach drauflos schreiben: Warum es beim Sachbuch Zeit kostet – und blockiert

Viele Jahre lang habe ich das Problem mit einer eher aufwändigen Methode gelöst: Ich schrieb einfach drauflos. Doch nach dem ersten enthusiastischen Schreibflow saß ich da und stellte mir wieder dieselben Fragen.

Während des Schreibens einen klaren Fokus zu setzen, ist einfach schwer.

Letztlich war diese Methode recht nervig. Denn es führte dazu, dass ich in der Regel viel zu lange Texte schrieb, damit alle Aspekte vorkommen („Das muss noch rein und das und das …“) und am Ende verbrachte ich nochmals genauso lange Zeit mit dem Kürzen der Texte.

In einem Seminar zu Kommunikation hörte ich eine Idee, die mich zu einer Methode inspirierte, die mir gerade bei großen Themen hilft, einen klaren Fokus zu finden, wie ich über mein Thema schreiben möchte.

Seitdem strukturiere ich mit dieser Methode meine Sachthemen. Ich hoffe, Sie hilft dir in Zukunft auch.

Die 4-Ebenen-Methode: So findest du den Fokus für deine Sachbuch-Struktur

Nimm dir ein Blatt Papier oder öffne ein Schreib-Dokument in deinem Computer.

Nun notiere dir die folgenden vier Punkte. Lasse zwischen den vier Punkten einige Zeilen frei, denn hier wirst du in den nächsten Stunden oder auch Tagen deine Erkenntnisse notieren:

  1. Meine Sachebene
  2. Meine Selbstauskunftsebene
  3. Meine Beziehungsebene
  4. Meine Aufforderungsebene

Jetzt geht es los. Ich erkläre dir die Übung anhand einer Sachbuchidee. Mein großes Hauptthema ist „Stressprävention und Stressbewältigung“.

Mein Sachbuch, das hier als Beispiel dient, möchte Beschäftigten zeigen, wie sie auch mit wenig Zeit und Aufwand im Job dafür sorgen können, dass sie zwischendurch Energie tanken und Erholungszeiten Platz finden.

Was ist dein Thema in einem Satz?

Mache dir ein paar Notizen. Versuche dein Thema wirklich in einem Satz zu beschreiben.

1. Meine Sachebene

Notiere dir unter dem Punkt „Meine Sachebene“ welche Fakten du deinen Leser:innen vermitteln möchtest.

Mache dir heute 5 Minuten Gedanken dazu. Und mache dir ein paar Notizen. Nimm dir auch morgen und in den nächsten Tagen immer wieder ein paar Minuten Zeit und notiere weitere Punkte, die dir einfallen.

In meinem Beispielbuch zu Stressprävention möchte ich zum Beispiel diese Fakten und sachlichen Informationen vermitteln:

  • Zahlen, Daten, Fakten: Zum Beispiel wissenschaftliche Studienergebnisse zum Nutzen von kurzen Pausen.
  • Beispiele von Menschen, die auch in stressigen Jobs eine gute Energiebalance hinbekommen.
  • Praktische Übungen, die man sofort anwenden kann.

Jetzt du.

Grübele nicht zu lange. Nimm dir wenige Minuten Zeit und notiere, was dir JETZT einfällt. Dann gehe zum nächsten Punkt.

In den nächsten acht Tagen schaust du jedoch jeden Tag in dein Dokument und ergänzt es. Du wirst sehen. Das tägliche Journaling sorgt dafür, dass sich deine Ideen wie von selbst schärfen.

Über die Sachebene hast du dir vermutlich schon häufig Gedanken gemacht. Das ist das Erste, was uns einfällt, wenn wir darüber nachdenken, was wir in einem Text vermitteln möchten.

2. Meine Selbstauskunftsebene

Immer, wenn wir einen Text schreiben, erzählen wir auch etwas über uns. Sogar, wenn wir tunlichst vermeiden, selbst sichtbar zu werden (z.B. indem wir immer „man“ benutzen oder ausschließlich wissenschaftliche Fakten zusammenstellen) zeigen wir dem Leser, dass wir ganz bewusst nicht als Person sichtbar sein möchten.

Kurz: Du kommst in einem Text nicht drumherum, dass du selbst mit deinen Absichten sichtbar wirst. Da ist es doch viel sinnvoller, ganz bewusst davon zu erzählen und zu zeigen, was dein innerer Antrieb ist, dieses Thema in die Welt zu bringen.

Ich nehme wieder mein Beispiel:

Ich arbeite selbstständig und bin Mutter – und habe selbst oft wenig Freiräume, um mir Pausen oder Zeiten zum Energietanken zu nehmen. Weil ich Journalistin bin, habe ich angefangen, zu diesem Thema zu recherchieren – und darüber Artikel zu schreiben.

Dabei ist mir aufgefallen, dass es wirklich gute Studien gibt, die zeigen, dass gerade kleine Pausen sehr wirksam sind. Und mir selbst helfen sie auch sehr.

Doch die meisten Menschen wissen davon nichts.

Dieses Wissen möchte ich deshalb unbedingt mit anderen teilen, denen es nutzen könnte.

Ich bin selbstständig – und Artikel und Bücher sind wichtig für meine Sichtbarkeit. Auch das ist ein Motiv von mir.

Jetzt du:

  • Was hast du selbst mit deinem Thema zu tun?
  • Mit welcher Haltung schreibst du deinen Text?
  • Wie bist du zu dem Thema gekommen?
  • Welche Erfahrungen hast du selbst damit?
  • Was ist deine Motivation, dass du dich mit diesem Thema beschäftigst?
  • Wie fühlst du dich selbst in Bezug auf dieses Thema?

Auch hier gilt: Nimm dir heute nur ein paar Minuten Zeit und mache dir einige Notizen. Grübele nicht. Ergänze deine Liste lieber im Laufe der Woche täglich.

3. Meine Beziehungsebene

Die Beschäftigung mit der Beziehungsebene kann ein echter Augenöffner sein. Denn sie zeigt dir, in welcher Verbindung du eigentlich zu deinen Leser:innen stehst. Und das hat großen Einfluss darauf, mit welchen Aspekten deines Themas du deine Leser:innen am besten erreichst und in welcher Sprache du sie am besten ansprechen kannst.

An meinem Beispiel:

  • Ich habe selbst Erfahrungen und meine Struggle mit dem Thema Erholung. Ich bin also auf einer Ebene mit meinen Leser:innen. Nur durch meine Recherchen bin ich vielleicht einen halben Schritt voraus.
  • Als Biologin und Wissenschaftlerin bin ich auch ein bisschen „Lehrerin“.
  • Wenn ich an ein größeres Wir denke, dann glaube ich fest daran, dass Stressprävention die Welt besser macht. Wenn alle nicht so aufgeregt sind, kann man viel klarer denken und fühlen.

Jetzt du: Wie stehst du zu deinen Leser:innen. Bist du eher Dozentin oder eine „von ihnen“? Möchtest du mit deinem Text ein „Wir“ schaffen oder dich eher klar von deinen Leser:innen absetzen?

Mache dir ein paar Notizen – und ergänze sie im Laufe der Woche.

4. Meine Aufforderungs-Ebene

Auf dieser Ebene geht es darum, dass du dir einmal klar machst, zu was du deine Leser:in auffordern möchtest. Der berühmte Call to Action.

Jede Kommunikation hat einen Call to Action! Du entscheidest, ob er klar und deutlich erkennbar ist oder eher unterschwellig.

Was sollen deine Leser:innen tun, fühlen und denken – oder eben nicht (mehr) tun, fühlen oder denken, wenn sie deinen Blogbeitrag oder dein Buch gelesen haben?

Bei mir ist das:

  • Sie sollen bitte den Gedanken haben: „Ach so. Das ist ja gar nicht so schwierig. Da fange ich sofort mit an.“
  • Sie sollen sich nicht mehr so ohnmächtig fühlen, sondern handlungsfähig.
  • Am liebsten wäre mir, wenn sie auch freundlicher mit sich werden. Denn sich die Erlaubnis zu geben, gut für sich zu sorgen, klappt häufig nicht sofort. Es gibt Tage, da klappt es nicht.
  • Schön wäre es natürlich auch, wenn die Leser:innen mich als Referentin für Vorträge in ihrem Unternehmen empfehlen, weil sie finden, das sollten mehr Menschen erfahren.

Was sollen deine Leser:innen nach der Lektüre deines Sachbuches oder deiner Blogartikel denken, fühlen oder tun?

Notiere dir ein paar Gedanken. Und ergänze sie in den nächsten Tagen.

Extra-Tipp: Schaue mit dem Blick der vier Ebenen auf die Menschen, für die du dein Buch schreiben möchtest. Vermutlich hast du ja häufig Kontakt zu ihnen. So erfährst du täglich neue Aspekte, die du in deine Matrix einfügen kannst.

Von der Klarheit zur Gliederung: So strukturieren deine Erkenntnisse die Kapitel

Ein paar Tage später.

Bei jedem deiner vier Punkte stehen einige Notizen. Nun fügen wir alles zusammen.

In dem Seminar zu guter Kommunikation, das mich inspirierte, habe ich gelernt:

Jede Art von Kommunikation beinhaltet diese vier Ebenen.

Und diese vier Ebenen geben uns fast automatisch den Fokus für unser Schreiben über unsere Herzensthemen. Zum Beispiel so:

Beziehungsebene: Meine Leser:innen sind wie ich, habe ich auf der Beziehungsebene notiert. Das heißt ja, ich spreche mit ihnen wie mit Bekannten oder Freund:innen.

  • Logisch, dass die Ansprache in meinem Buch „Du“ wird.

Aufforderungsebene: Ich möchte, dass meine Leser:innen nach der Lektüre gleich ganz konkrete Übungen ausprobieren. Das habe ich ja bei meiner Aufforderungs-Ebene notiert. Diese Erkenntnis gibt mir gute Hinweise für konkrete Inhalte und die Struktur meines Buches oder meines Blogbeitrags.

  • In jedem Kapitel oder in jedem Blogbeitrag sollte unbedingt eine Übung sein, die Leser:innen sofort umsetzen können.
  • Vielleicht wären die praktischen Übungen bzw. die Situationen, in denen sie wirksam gegen Stress sind, als Kapitelüberschriften zu nehmen?

Sachebene: Die Sachthemen möchte ich aber schon prominent in meinem Buch oder in meinen Blogbeiträgen drin haben! Schließlich möchte ich mich mit dem, was ich schreibe, auch als Expertin zeigen.

  • Infokästen mit Zahlen, Daten, Fakten könnten die Sachebene und gut abholen und meine wissenschaftliche Expertise unterstreichen.

Selbstauskunftsebene: In meiner Selbstauskunfts-Ebene hatte ich notiert, dass ich selbst Mutter und selbstständig bin.

  • Für mein Schreibprojekt könnte das bedeuten, dass ich den Fokus noch klarer auf Selbstständige oder auf Mütter oder auf selbstständige Mütter setze.
  • Ich könnte diese Ebene im Schreibprojekt auch gut darstellen, indem ich immer wieder von mir selbst erzähle.

Vor allem die Aufforderungsebene gibt uns wichtige Hinweise darauf, welche Struktur zu unserem Schreibprojekt rund um Sachthemen passt.

Was möchte ich bei den Leser:innen auslösen? Was erreichen?

Die Themenaspekte und auch die Kapitel oder Absätze in unserem Schreibprojekt sollten so ausgewählt sein, dass sie letztlich auf die Aufforderung einzahlen.

Wenn ich zum Beispiel eine Blogserie zum Thema Stressprävention für Lehrer:innen schreibe, überlege ich mir, was diese Menschen am Ende tun sollen. Zum Beispiel mit den Schüler:innen kleine Übungen für Gelassenheit und Stressreduktion umsetzen.

Statt die Blogserie nach den Übungen zu gliedern, die man dafür nutzen könnte, schreibe ich fünf Blogartikel zu den typischen Situationen, die entstehen, wenn die Klasse zu gestresst ist. Zum Beispiel: „Wenn die Kinder nicht zur Ruhe kommen“ oder „Große Müdigkeit in Stunde 6“.

Dein roter Faden für jedes umfangreiche Schreibprojekt

Mit der 4-Ebenen-Methode erarbeite ich mich Stück für Stück einen klaren Fokus, wie ich mein Thema aufbereiten möchte, welche Aspekte meines Themas ich im Schreiben aufgreife.

Und dieser Fokus trägt auch über die lange Strecke einer Blog-Serie oder eines Sachbuches.

Für jedes Schreibprojekt beschäftige ich mich aufs Neue mit den vier Ebenen. Immer wieder liefern mir meine Notizen super nützliche Erkenntnisse dazu, wie der rote Faden meines Schreibprojektes aussieht. Ich vertrudele mich nicht mehr in Nebenschauplätzen – und muss am Ende nicht mehr so viel kürzen.

Probiere es einfach aus! Und verrate uns vorher in den Kommentaren: Welche Ebene findest du besonders spannend?

Ich wünsche dir viel Vergnügen bei der Umsetzung deines Schreibprojekts.

Über die Autorin

Carola Kleinschmidt hat Diplombiologie studiert und ist heute Autorin und Trainerin. Ihr Thema: Stressprävention und berufliche Entwicklung für Menschen mit Berufserfahrung.

  • Als Autorin schreibt sie für Spiegel, Stern, Brigitte etc.
  • Als Trainerin gibt sie Online- und Offline-Workshops und Einzelcoachings zum Thema berufliche Entwicklung.
  • Ihr aktuelles Buch: Gesünder arbeiten. Besser leben

FAQ: Häufig gestellte Fragen zur Buchstruktur

Ich bin’s wieder. Ich hab Dir noch ein paar häufige Fragen zur Struktur mitgebracht.

Wie Du Dein Sachbuch schreibst, zeige ich Dir natürlich auch – Schritt für Schritt.

Was ist der erste Schritt, um ein Sachbuch zu strukturieren?

Viele Ratgeber empfehlen gängige Gliederungsmethoden. Bevor Du aber Kapitel planst, kläre:

  • Warum willst Du schreiben (Motivation)?
  • Für wen (Zielgruppe)?
  • Was ist Deine Hauptbotschaft?

Dieser Schritt wird oft übersprungen. Dabei legt er das Fundament für eine klare Struktur. Die 4‑Ebenen-Methode führt Dich genau dadurch.

Wie unterscheidet sich die Struktur eines Sachbuchs von der eines Romans?

Ein Roman erzählt eine Geschichte und erzeugt Spannung. Ein Sachtext führt.

  • Das Sachbuch: von mangelndem Wissen zu mehr Kompetenz
  • Der Ratgeber: von einem Problem zu einer spezifischen Lösung

Die Struktur unterstützt den Prozess durch thematische, schrittweise oder problemorientierte Gliederungen. Die 4‑Ebenen-Methode hilft Dir, diesen logischen Weg klar zu gestalten.

Meine Ideen für die Buchstruktur fühlen sich chaotisch an. Ist das normal?

Ja, klar!

Die meisten Autor*innen fühlen sich am Anfang eines Buchprojektes überfordert. Es bedeutet, dass das Thema komplex ist. Deine Aufgabe ist es nun, das Chaos für Deine künftigen Leser*innen zu ordnen.

Um Deine Ideen zu sammeln, nutze Methoden wie das beschriebene Journaling oder auch Brainstorming-Techniken wie Mind-Mapping. Dann ordnest Du und findest Kernbotschaft, den roten Faden – und damit zu einer klaren, überzeugenden Struktur.

Muss ich die gesamte Struktur meines Sachbuchs planen, bevor ich mit dem Schreiben beginne?

Wenn Du es Dir leicht machen willst: Ja.

Eine wenigstens skizzierte Gliederung sorgt dafür, dass Du den roten Faden im Blick behältst, schlüssig argumentierst und Deine Leser*innen sicher durch Dein Buch führst.

Die 4‑Ebenen-Methode schenkt Dir Klarheit und trotzdem genug Raum für Anpassungen beim Schreiben.

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